Bald steht ein Umzug an. Ich werde mit meinem Freund zusammenziehen. Obwohl ich bisher in einer relativen kleinen Stadtwohnung mit 30-Quadratmeter-Fläche gewohnt habe, habe ich ziemlich viele Besitztümer angehäuft. Dies merke ich zum Beispiel daran, dass die Schubladen meines Kleiderschranks sich nicht mehr schließen lassen, da sich zu viele Klamotten darin angesammelt haben. In Asien, vor allem in den großen Städten, ist das Leben auf engem Raum normal. Kein Wunder also, dass eine der bekanntesten Aufräumexperten aus dem asiatischen Raum kommt: die Japanerin Marie Kondo. Diese veröffentlichte im Jahr 2011 mit ihrem ersten Buch zum Thema Aufräumen ein bahnbrechendes Werk, das weltweit bekannt wurde und Kondo zum Inbegriff für richtiges und systematisches Aufräumen machte.
Die deutsche Übersetzung des Titels des ersten Buches von Marie Kondo namens „Magic Cleaning“ ist meiner Meinung nach etwas irreführend. Auch wenn es griffig klingt, geht es im Buch nicht um Putzen, sondern um das richtige Aufräumen und Verstauen von Dingen. Die englische Übersetzung „The Life-Changing Magic of Tidying Up“ ist da genauer. In unserem Zeitalter der Übersättigung, wo die Menschen so viele Dinge besitzen wie noch nie zuvor, besteht die Kunst darin, nicht zu viele Dinge zu besitzen. Denn in einer Wohnung oder Haus mit zu vielen Dingen kann man sich schnell unwohl fühlen und den Überblick verlieren. Kondo erklärt in ihrem Buch, dass manche Möbelstücke durch die vielen Gegenstände im Raum gar nicht zur Geltung kommen und viele Sachen auch vergessen werden, weil sie irgendwo hinten im Schrank verstaut sind und dadurch unsichtbar werden.
Tipps von Marie Kondo – So kriegst du Ordnung in deine Bude
Die Aufräum-Methode von Marie Kondo – „KonMari-Methode“ genannt – zeichnet sich dadurch aus, dass man nur die Dinge behalten sollte, die einem wirklich am Herzen liegen. Diese Methode sollte systematisch ein Mal durchgeführt werden und weitere Groß-Aufräumaktionen überflüssig machen. Das häufige Entscheiden über das Behalten der bedeutungsvollsten Dinge soll laut Kondo die Entscheidungsfähigkeit und Intuition schärfen. Auch kann man durch die KonMari-Methode seine Vergangenheit in Ordnung bringen und klarere Gedanken entwickeln. Der Aufräumprozess soll sich auch positiv auf andere Lebensbereiche wie Beziehungen auswirken. Das Aufräumen nach Kondo sollte für den gesamten Haushalt nicht länger als 6 Monate beanspruchen. Es sollte nicht nach Zimmer, sondern nach Kategorie aufgeräumt werden.
Man nimmt alle Besitztümer einer Kategorie (zum Beispiel Schuhe) und legt sie an einen Platz, am besten auf den Boden. So kann man praktisch eine Inventur durchführen und sehen, wie viele Sachen man von einer Kategorie hat. Marie Kondo empfiehlt folgende Reihenfolge: Klamotten, Bücher, Papierdokumente, Kleinkram (komono) und zuletzt Erinnerungsstücke. Wenn man eine Kategorie nicht an einem Tag schafft, kann man sie in Unterkategorien aufteilen. Bei Klamotten etwa in Unterwäsche, Hosen, Pullover, kurze Oberteile, Schuhe etc.
Meine Take-aways
Ich habe zuerst mit meiner Unterwäsche angefangen und gemäß der KonMari-Methode alle meine Unterwäschestücke auf mein Bett gelegt. Laut Marie Kondo soll man dann jedes einzelne Stück in die Hände nehmen und sich fragen, ob dieses Stück einem Freude bringt. Wenn man die Frage bejahen kann, sollte man es behalten. Wenn nicht, sollte man sich für die Dienste, die es einem erbracht hat, bedanken, und sich davon trennen.
Checkliste für Aufräumen nach Marie Kondo:
- Marie Kondo empfiehlt folgende Kategorien-Reihenfolge beim Ausmisten: Klamotten, Bücher, Papierdokumente, Kleinkram (komono), Erinnerungsstücke
- Bei begrenzter Zeit kann man die Kategorien durch Unterkategorien durchgehen
- Man nimmt alle Dinge einer Kategorie oder Unterkategorie und legt sie an einen Ort
- Nimm jedes Ding in die Hand und frage dich, ob es dein Herz berührt
- Wenn das Ding dein Herz berührt, behalte es, wenn nicht, dann bedanke dich für seine Dienste und sortiere es aus
Ich weiß nicht, ob Socken mir besondere Freude bringen. Ich konnte nur beurteilen, ob mir das Design gefällt oder ob sie ihren Zweck erfüllen, nämlich meine Füße zu schützen. Bei manchen Kleidungsstücken war mir nicht mal bewusst, dass ich sie besitze. Bei einigen Kleidern musste ich feststellen, dass ich sie nie trage. Ob es noch Hoffnung für ein Zusammenfinden gibt? Bei manchen Stücken hege ich noch diese Hoffnung.
Nach ein paar Tagen war es soweit: ich hatte alle meine Klamotten begutachtet und habe insgesamt acht Müllsäcke von Kleidung aussortiert. Manche Dinge passen einfach nicht mehr zu mir, was wohl der häufigste Grund ist, warum ist sie entsorgt habe. Trotzdem empfehle ich, die Dinge, die man aussortiert hat, nochmal eine Nacht liegen zu lassen. Manchmal ändert man doch noch mal seine Entscheidung und will etwas behalten oder im Gegenteil doch etwas wegwerfen. Manche Klamotten habe ich nicht behalten, weil ich sie besonders oft trage, sondern weil sie mit einer besonderen Erinnerung verbunden sind oder etwas von der Persönlichkeit ausdrücken, die ich mehr ausleben will.
„Trotzdem empfehle ich, die Dinge, die man aussortiert hat, nochmal eine Nacht liegen zu lassen.“
Der zweite Teil der KonMari-Methode besteht darin, den Dingen je nach Kategorie einen festen Platz in der Wohnung zuzuteilen. Die Dinge sollten also nicht über mehrere Zimmer verstreut sein, sondern nur an einem Ort, um eine vollständige Übersicht darüber zu haben. Um Platz zu sparen, empfiehlt Kondo, die Dinge nicht vertikal, sondern horizontal in den Schrank zu stellen. Bei Klamotten empfiehlt sie eine Falt-Methode, um die Klamotten platzsparend und übersichtlich zu verstauen. Hier ein Video, das die Falttechnik anschaulich darstellt:
Letztlich geht es bei der Aufräum-Methode von Marie Kondo darum, einen Wohnraum zu schaffen, an dem man sich wirklich wohlfühlt. Jedoch schreibt Kondo den Gegenständen auch einen metaphysischen Charakter zu. So soll die Luft im Wohnraum durch das Ausmisten klarer werden. Eine Kundin soll durch das Ausmisten ihrer Bücher ein Lebensthema wiederentdeckt und daraus eine Business-Idee entwickelt haben. Für mich persönlich war es interessant zu sehen, wie viele Klamotten ich trotz meiner minimalistischen Lebensweise besitze und wie viele ich davon gar nicht trage. Mein Kleiderschrank und der Schrank mit Schubladen sehen nun aufgeräumt und teilweise beängstigend leer aus. Die Klamotten, die ich aussortiert habe, habe ich zur Altkleidersammlung gegeben. Entgegen der empfohlenen Reihenfolge der Aufräumexpertin Marie Kondo werde ich als nächstes mit meinem Schmuck weitermachen, der nach Kondo unter die Kategorie Kleinkram fällt. Ich bin gespannt, wie die Magie des Aufräumens sich letztendlich bei mir auswirkt.