Serbien: Roadtrip zu Metropolen, Burgen und Klöstern

Serbien ist als touristische Destination eher wenig bekannt, dabei hat es kulturell und landschaftlich einiges zu bieten. Durch meinen Freund, der aus Serbien stammt, durfte ich den Balkanstaat bei einer persönlichen Reise kennenlernen.

Ein guter Startpunkt für eine Serbien-Reise ist die Hauptstadt und Metropole Belgrad. Belgrad liegt an der Donau und ist vor allem aufgrund seines lebhaften Nachtlebens bekannt. Die Haupteinkaufsstraße in der Innenstadt ist die Knez Mihailova ulica, an der sich prachtvolle Gebäude mit Modegeschäften und Cafés säumen.

Läuft man auf der Flaniermeile immer weiter, erreicht man irgendwann einen Park mit Burganlage, der auf einer Anhöhe am Ufer der Donau liegt. Es handelt sich um den Park Kalemegdan, der die Festung von Belgrad umgibt. Die Festung von Belgrad zählt zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Hauptstadt. Sie gilt als der historische Kern Belgrads und wurde bereits 279 vor Christus das erste Mal errichtet. In den folgenden Jahrhunderten folgten wiederholt Zerstörungen und Aufbau der Anlage sowie unterschiedliche Herrschaften – unter anderem durch die Römer, das byzantinische Reich oder die Osmanen – , die die Geschichte Serbiens widerspiegeln. Von der Festung aus eröffnet sich ein toller Ausblick auf die Stadt.

Festung Belgrad
Die Festung von Belgrad

Ein Belgrader Stadtteil mit schöner Flusspromenade, gemütlichem Charme und einem historischen Aussichtsturm ist Zemun. Zemun befindet sich im Norden Belgrads. Es wurde erst 1934 in Belgrad eingegliedert. Da Zemun lange unter der Herrschaft Österreich-Ungarns stand, sind auch einige Gebäude noch von dieser Zeit geprägt und es gibt dort vermehrt katholische Kirchen. Auf dem Berg Gardoš befindet sich der Gardoš-Turm. Tagsüber ist der schöne historische Turm aus Sandstein geöffnet und man kann eine Wendeltreppe hochlaufen, um einen atemberaubenden Ausblick auf Belgrad zu genießen. Es gibt dort auch Ausstellungen, wie zu Nikola Tesla, als wir da waren. Auch unten am Turm gibt es eine Aussichtsplattform mit Ausblick auf die Stadt. Am Flussufer von Zemun kann man auf der Promenade mit Kopfsteinpflaster entlangschlendern und in eines der Restaurants einkehren. Im Sommer kann man draußen direkt am Flussufer sitzen. Wir waren im Restaurant Stara Carinarnica. Das ehemalige österreich-ungarische Zollhaus bietet in uriger Atmosphäre ein qualitätsvolles Menü serbischer Speisen, darunter auch Fischgerichte und serbischen Wein.

Gardos Turm in Zemun Belgrad
Der Gardoš-Turm im Belgrader Stadtteil Zemun

Im Norden von Serbien: Novi Sad und weitere Städte

Für einen Tagesauflug machten wir uns in den Norden Serbiens, durch die Provinz Vojvodina in Richtung Novi Sad, der zweitgrößten Stadt Serbiens, auf. Die Vojvodina gilt als die Kornkammer Serbiens. Sie kennzeichnet flache Ebenen, die für den Anbau von Getreide, Obst und Gemüse genutzt werden. Wir machten zuerst Halt in der Kleinstadt Sremski Karlovki. Diese ist aufgrund ihrer barocken Architektur aus der Zeit unter der Habsburger Monarchie bekannt und ist auch für die christliche-orthodoxe Kirche ein bedeutender Ort. Hier wurde am Ende des 18. Jahrhunderts das weltweit zweitälteste orthodoxe Seminar, eine theologische Ausbildungsstätte, gegründet. Mir hat in Sremski Karlovki der Aussichtspunkt gefallen. Man muss einen ausgeschilderten Berg hochlaufen und hat dann Ausblick auf die Donau und die Stadt.

Sremski Karlovki
Der Aussichtspunkt in Sremski Karlovki

Von Sremski Karlovki nach Novi Sad ist es nur ein Katzensprung. In Novi Sad, der zweitgrößten Stadt Serbiens, trifft Plattenbau aus der  kommunistischen Zeit auf klassizistische Architektur aus der österreichisch-ungarischen Epoche.

Novi Sad
Novi Sad
In einem Cafe in Novi Sad. Pfannkuchen (serbisch Palatschinka) gehören zur serbischen Küche.

Die erste Ehefrau von Albert Einstein, die Physikerin Mileva Maric, kam aus Novi Sad. An einem unscheinbaren Wohngebäude am Rande der Altstadt ist ein Schild angebracht, das darauf hinweist, dass Albert Einstein und seine Frau dort mal gelebt haben. Für Festival-Fans ist Novi Sad aufgrund des jährlich stattfindenden Exit Festivals, bei dem auch internationale Musikstars auftreten, ein wichtiger Ort. Das Festival findet auf der Petrovaradiner Festung statt. Diese wird aufgrund ihrer exponierten Lage an der Donau auch als „Gibraltar an der Donau“ bezeichnet. Auch hierhin lohnt sich unabhängig vom Festival ein Abstecher hin, denn von der Festung aus hat man einen guten Ausblick auf Novi Sad. Dort ist vor allem die große Uhr mit den verkehrten Zeigern ein schönes Fotomotiv. Die Festung ist historisch bedeutend: Im Jahr 1716 fand hier eine bedeutende Schlacht der österreichischen Armee gegen das Osmanische Reich statt, bei der das osmanische Heer vernichtend geschlagen wurde, obwohl es zahlenmäßig deutlich in der Überzahl war. Historisch interessierte Besucher sollten am besten auch die unterirdischen Gänge der imposanten Burganlage erkunden. Aber auch Leute, die sich für die neuere Geschichte interessieren, kommen auf ihre Kosten. Von der Petrovaradiner Festung sieht man eine Brücke, die die eine Seite der Stadt mit der Innenstadt von Novi Sad verbindet. Diese wurde im Jahr 2000 erbaut. Denn die ursprüngliche Varadin-Brücke wurde beim Militärangriff der Nato im Zuge des Jugoslawien-Kriegs im Jahr 1999 zerstört.

Orthodoxe Kirchen und Klöster

Auch im Süden von Serbien gibt es viele interessante Orte. Ungefähr eine Autostunde von Belgrad entfernt befindet sich der Ort Topola. Dort befindet sich mit dem Berg Oplenac und mit der sich darauf befindenden Kirche des Heiligen Georg eine eindrucksvolle Kirche und ein historisches Zentrum für die serbische bzw. jugoslawische Geschichte. Die Kirche wurde 1930 im Auftrag des jugoslawischen Könighauses fertiggestellt. Die Beleuchtung im Innenraum der Kirche lässt die prunkvolle Gestaltung der Kirche voll zum Ausdruck kommen. Gleichzeitig dient die Kirche als Grablege für die Königsdynastie der Karađorđević. Diese prägte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs die Geschichte Jugoslawiens. Das Mausoleum kann im Untergeschoss der Kirche besichtigt werden. Dort sind die steinernen Grabplatten nebeneinander aufgereiht. Die byzantinisch geprägte Architektur mit glitzernden Mosaiken verleiht dem Ort eine märchenhafte Atmosphäre. Auf dem Oplenac Berg befinden sich noch weitere Kulturstätten wie ein Museum für Fotografie, wo unter anderem serbische Menschen mit Volkstrachten gezeigt werden oder ein historisches Museum, wo man die handschriftliche verfasste Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien von 1914 oder private Fotos der Königsfamilie bestaunen kann.

Kirche des Heiligen Georg in Topola

Im Süden befinden sich mehrere bedeutende Klöster der serbisch-orthodoxen Kirche. Wir besuchten zuerst das Kloster Studenica. Die Fahrt dorthin auf einer Landstraße führt durch dicht bewaldete Berge. Das Kloster wurde von der Unesco als Weltkulturerbe eingestuft. Zu der Klosteranlage, die von einer Ringmauer umgeben ist, gehören mehrere Kirchen, wobei die sogenannte Muttergotteskirche das Zentrum der Anlage bildet. Studenica spielt auch für die serbische Geschichte eine wichtige Rolle. Das Kloster wurde vom serbischen Herrscher Stefan Nemanja, der im Mittelalter ein serbisches Reich formte, gegründet. Die Kirchen wurden aus weißem Marmor gebaut. Im Mittelalter wurde Studenica zum politischen, kulturellen und spirituellen Zentrum des serbischen Reiches. In den Kirchen sind die teilweise verblassten oder zerstörten Wandmalereien Zeugnis der langen und bewegten Geschichte der serbisch-orthodoxen Kirche. So wurde gegen Ende des Mittelalters das Kloster mehrmals von den Türken überfallen. Später zerstörte ein Feuer Teile der Anlage. Weitere Klöster, die wir besucht haben, und die sehr schön sind, sind die Klöster Kamenac und Zica.

Vor dem Eingangstor des Klosters Studenica

Obwohl ich auf unserer Reise einiges von Serbien sehen konnte, gibt es noch viel zu entdecken. Neben weiteren großen und kleinen Städten mit reichem kulturellen Erbe hat Serbien auch wunderschöne Natur zu bieten.

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