Prag – Die „goldene Stadt“ hat auch dunkle und pinke Farbtöne

Karlsbrücke Prag

Wenn man sich mit anderen Reisebegeisterten unterhält, entsteht bei mir oft der Eindruck, dass es bei diesen vorwiegend um das Abhaken einer Bucket List geht. Man will so viele Länder wie möglich mal besucht haben, um angeben zu können, wie viele Länder oder wie viel Prozent der Erde man schon gesehen hat. Aber dieser in meinen Augen „koloniale“ Ansatz übersieht, dass auch Länder aus verschiedenen unterschiedlichen Regionen mit eigenem Charakter bestehen. Außerdem vergisst man auch viel von dem, was man gesehen hat. Und Länder und Städte verändern sich mit der Zeit, sodass man eine Stadt, die man vielleicht vor 10 Jahren das letzte Mal gesehen, sich ein Stück weit verändert hat.

Letzteres trifft bei mir auf Prag zu. Ich hatte Prag als schöne Stadt in Erinnerung. Ich war dort während meiner Schul- und Studienzeit – also vor mehr als 10 Jahren – mehrmals gewesen. Doch einen wirklichen Plan von der Stadt hatte ich nicht mehr im Kopf. Nur noch einzelne Fetzen der Erinnerung. Als mein Freund und ich mit dem Zug nach Prag aufbrachen, war ich also gespannt, was ich wohl wieder erkennen würde. Der einzige Ort, der sich fest in mein Gehirn gebrannt hatte, war die berühmte Karlsbrücke mit ihren Heiligen-Statuen, die einen wunderschönen Blick auf die Stadt mit ihren historischen Gebäuden eröffnet. Die anderen bekannten Gebäude – wie die Prager Burg oder die Astronomische Uhr im Altstädter Rathaus – durfte ich wieder „neu entdecken“.

Dunkel-romantische Atmosphäre

Prag ist auch außerhalb der Saison eine beliebte Touristendestination. Als wir im Februar 2024 dort waren, tummelten sich die Menschenmassen in der Prager Altstadt, bei der Prager Burg oder auf der Einkaufsmeile um den Wenzelsplatz. Trotzdem herrscht angesichts der Weitläufigkeit der Straßen eine ruhige Atmosphäre, niemand scheint gehetzt zu sein. Die vielen mittelalterlichen Gebäude in der Altstadt verleihen der Stadt eine romantische und etwas unheimliche Atmosphäre. Unweit unseres Hotels befand sich eine Bar, die diese dunkle Seite auf moderne Weise aufgriff: In der Nightmare Prague Horror Bar wird dem Horrorfilm-Genre gehuldigt. Bereits beim Eintreten in den Eingangsbereich begegnen einem die bekanntesten Horrorfilme der letzten Jahrzehnte: die ganze Wand ist mit Filmpostern der Horrorstreifen beklebt. Nachdem man eine Wendeltreppe hinabgestiegen ist betritt man einen rot beleuchteten Raum. Dort sind an den Wänden bekannte Figuren aus Horrorfilmen wie Chucky die Mörderpuppe oder Carrie aus The Ring als Puppen anzutreffen. Metalmusik trägt zur düsteren Stimmung bei und auch die Besucher erinnern an das Publikum eines Metal-Konzerts.

Ein bisschen Amsterdam, ein bisschen Wien

Im Vergleich zu meinen früheren Besuchen fällt in der Altstadt die hohe Dichte an Cannabis-Shops (hier sind Cannabis-Produkte mit geringer THC-Dosierung oder CBD erlaubt,) Trdelník-Läden (Trdelník ist so ähnlich wie Baumkuchen) und Candy Shops auf. Auch findet man hier Läden und Museen, die man aufgrund ihres exzentrischen Charakters eher in Amsterdam oder London vermuten würde. So gibt es zum Beispiel ein Museum für Sex-Maschinen oder das Ilusion Art Museum, das Bilder mit optischen Effekten zeigt.

Andererseits ist an manchen Orten unverkennbar, dass Prag mal ein Teil der Habsburger Monarchie war. So versprühen viele Gebäude aus der Zeit der Jahrhundertwende noch den Charme der alten glanzvollen Zeit. Bei der immersiven Ausstellung iMUCHA schauten wir uns die Werke des tschechischen Jugendstil-Künstlers Alphons Mucha an. Neben den klassischen Exponaten gab es animierte Zeichnungen und Lichtshows auf einer großen Leinwand. Aber schon die Location war einen Besuch wert: Das Prager Gemeindehaus (tschechisch Obecní dům) ist ein wunderschönes Gebäude im Jugendstil, in dem heute klassische Konzerte stattfinden.

Praktische Aspekte

Prag ist nicht nur wegen seiner schönen Atmosphäre immer einen Besuch wert. Von Deutschland aus kommt man recht schnell hin. Bei der Bahn gibt es mit dem Superspar Preis Europa unschlagbar günstige Zugtickets, die einen in ein paar Stunden nach Prag bringen. Von Frankfurt am Main dauert es zum Beispiel 7 bis 8 Stunden. Das Preisniveau ist niedriger als in Deutschland. Vor allem in Restaurants kann man die leckere deftige tschechische Küche zu vergleichsweise niedrigen Preisen genießen. Wir haben im Hotel Atos übernachtet. Das Hotel war schlicht, aber in Ordnung. Vor allem die Lage unweit der Altstadt überzeugt. Wir waren größtenteils zu Fuß unterwegs. Tschechien ist zwar in der EU, aber nutzt noch die tschechische Krone. Man kann jedoch überall per Kreditkarte zahlen.

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