Kundalini Yoga in den Bergen – meine Wander-Yoga-Reise

Yoga Chakren

Vielleicht kennst Du das Gefühl: du fühlst dich innerlich unruhig und doch irgendwie auch energielos. Du hast so viele Ideen für deine Lebensgestaltung, aber kommst durch den ganzen Alltagsstress nicht dazu, Dir tiefer darüber Gedanken zu machen. Genauso fühlte ich mich vor ein paar Monaten.

Deshalb wollte ich einen Urlaub buchen, wo ich mich entspannen und neue Kraft tanken konnte. Ich machte mich auf die Suche und schaute mir verschiedene Arten von Reisen an. Sollte es ein Yoga-Retreat werden, um innerlich zur Ruhe zu kommen? Die Beschreibungen der Yoga-Reisen klangen für mich eher nach Stress als nach Erholung. Die eng getakteten Tagesabläufe mit langen Yogaeinheiten waren wohl eher etwas für eingefleischte Yogis. Auch eine Wanderreise kam mir in den Sinn, wo ich doch beim Laufen in der frischen Natur immer gut abschalten konnte. Doch auch hier klangen die Tourbeschreibungen für mich eher nach Stress als nach Urlaub.

Meditieren ist ein elementarer Teil des Kundalini Yoga

Kundalini Yoga – erwecke die Energie in Dir

Da stieß ich im „World Wild Web“ auf eine Reise, die beides kombinierte – Yoga und Wandern. Und die Beschreibung klang nicht nach einem strengen Regime, sondern nach Leben im Fluss. Alles kann, nichts muss. Dies entsprach eher meiner Vorstellung eines Urlaubs. So buchte ich den Trip und war voller Vorfreude auf diese Erfahrung. Bei der praktizierten Yoga-Disziplin handelte es sich um Kundalini Yoga, eine Yoga-Form, die ich noch nie ausgeübt hatte. Ich habe zwar schon viele Jahre Yoga gemacht, aber eher die klassische Art mit Abläufen von verschiedenen Positionen. Kundalini Yoga wird als das Yoga des Bewusstseins bezeichnet und wurde von dem indischen Guru Yogi Bhagan Ende der 1960er in den USA verbreitet.

Und so reiste ich in den äußersten Zipfel der Bundesrepublik – nach Berchtesgaden. Hier in Schönau am Königssee war unser Ferienhaus, wo wir eine Woche zusammen verbringen würden. Meine Bedenken bezüglich der Gruppe zerstreuten sich schnell. Die Leute waren alle nett, aufgeschlossen und noch „normal“. Die Tourleiterin und „Yoga-Meisterin“ Jana empfing uns und gab uns eine kurze Einführung in das Kundalini Yoga. Kundalini bedeutet „Schlange“ und bezieht sich auf die Energie im Körper, die durch das Kundalini Yoga erweckt werden soll. Sie hat ihren Sitz im Steißbein und soll durch das Kundalini Yoga dazu angeregt werden, im Körper durch die verschiedenen Chakra-Punkte – nach oben zu steigen. Dieses Erlebnis erlebten manche Menschen laut Jana so intensiv, dass sie entweder verrückt würden oder höchste Ekstase – einen „kosmischen Orgasmus“ – erlebten.

Sat Nam

Am ersten Abend machten wir auch schon unsere erste Meditation, ein integraler Bestandteil des Kundalini Yoga. Dabei geht es aber nicht um das in sich gehen, sondern das Sprechen oder Singen von Mantras – also Wunschformeln. Durch das Sitzen im Kreis, Händehalten und Singen soll eine heilende Energie in der Gruppe entstehen. Ein Ausspruch, der dabei oft wiederholt wird, ist „Sat Nam“, was so viel bedeutet wie „ich bin die Wahrheit“. Das Ausblenden von negativen Emotionen und die Gruppendynamik erinnerten mich doch irgendwie an den Gottesdienst in der Kirche.  

Das offizielle Programm startete dann auch morgens vor dem Frühstück. Dabei waren wir laut den Kundalini-Erprobten in der Gruppe sogar eher spät dran, denn streng genommen beginnt die morgendliche Yogaeinheit morgens zum Sonnenaufgang. Die Yogalehrerin Jana war ganz in weiß gekleidet, was, wie ich später erfuhr, dazu dienen soll, fremde Energien fernzuhalten. Jede Stunde hatte einen anderen Schwerpunkt und jede einzelne Übung gehört zu einem „Set“, also einer Reihe von Übungen, die ein Thema behandeln. So war ein Set zum Beispiel zur Öffnung des Herzens bestimmt. Jede einzelne Übung erforderte Ausdauer, denn jede einzelne Haltung wurde ungefähr 10 Minuten gehalten.

Nach der Yogastunde gab es ein vegetarisches Frühstück. Danach brachen wir zur Wanderung in der Natur auf. Die atemberaubende Berglandschaft, der magische Königssee mit dem klaren dunkelblauen Wasser und die frische Bergluft schenkten uns ebenso Energie. Den Tag schlossen wir mit einer Meditation ab.

Yoga-Rausch und verändertes Bewusstsein

An einem Abend spürte ich doch so was wie einen Rausch, ein intensives Gefühl, das vom Steißbein ausging. Die Energie wurde wohl erweckt, und das ohne den Einfluss irgendwelcher fremder Substanzen. Ich war erstaunt über die Wirkung des Kundalini Yoga. Jedoch hielt dieses Gefühl nicht lange an.

Als ich nach einer Woche wieder von Schönau Richtung zuhause aufbrach, hatte ich gemischte Gefühle. Einerseits hatte ich zum Teil nette Leute kennengelernt. Andererseits hinterließ die ganze Yoga-Praxis auch viele Fragezeichen bei mir. Was hatten die ganzen Mantras, die ja in der Sikh-Sprache rezitiert wurden, bedeutet? Und würde ich Kundalini weiter praktizieren wollen? Auch hatte mir in dieser Woche Ausgelassenheit gefehlt.

Aber dennoch bemerkte ich zuhause schon, dass sich meine Wahrnehmung etwas verändert hatte. Ich sah auf einmal Details, die ich vorher nicht gesehen hatte. Ich hatte also einen schärferen Blick. Auch fühlte ich mich insgesamt energiereicher. Kundalini Yoga als Tagesstart hat also durchaus was zum Positiven bewirkt. Ich versuche dran zu bleiben.

Die Reise habe ich hier gebucht: https://bewusst-reisen.com/

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