Frauen Ende 30: Ist der Zug abgefahren?

Frau am Gleis

Meistens merkt man an seinem Umfeld, dass die Zeit nicht stehenbleibt. Plötzlich macht das Nachbarskind, das vorgestern noch gespielt hat, seinen Führerschein, das Baby von gestern kommt in die Pubertät und die Eltern, die vor kurzem noch fit erschienen, brauchen auf einmal ein Hörgerät. Und auch man selber merkt auf einmal, dass man wohl nicht mehr zum jungen Gemüse gehört, sondern unaufhaltsam auf die Lebensmitte zusteuert und dann als Person im mittleren Alter gilt. Dabei fühle ich mich mit 37 Jahren körperlich fit und auch geistig jung. Wieso haben viele Frauen Ende 30 Angst vor dem Älterwerden?

Auch wenn 40 eigentlich noch immer nicht alt ist und letztlich niemand weiß, wie alt er oder sie wird, ist dieses Alter vor allem bei Frauen mit einem gewissen Stigma verbunden. War 30 schon für viele eine kritische Schwelle, ab der man nicht mehr als jung gilt, ist 40 nochmal ein Meilenstein, vor dem viele schaudern. Schließlich soll man davor, auf der „Rush Hour des Lebens“, viele gesellschaftliche Erwartungen erfüllen: man soll sich im Job etabliert und Karriere gemacht haben, geheiratet und Kinder auf die Welt gebracht haben und überhaupt gesettled sein mit Hund und Haus. Männern wird in puncto Familie noch eine Schonfrist eingeräumt. Schließlich ist es ihnen biologisch möglich, auch später im Leben noch Kinder zu zeugen. So verspüren Frauen mit Ende 30, sofern sie denn einen Kinderwunsch haben und kinderlos sind, zunehmend Druck, die inneren und äußeren Erwartungen zu erfüllen.

Single Ende 30: Kein Grund zu verzagen

Wenn man mit Ende 30 Frau, Single und kinderlos ist und auch im Beruf eher stagniert als aufsteigt, schleichen sich latente Versagensängste ein. Der Zwang, sich mit anderen aus seiner „Peergroup“, also dem Freundes- und Bekanntenkreis, zu vergleichen, führt dazu, dass man sein Leben bilanziert. Man beginnt sich zu fragen, ob man im Leben nicht etwas falsch gemacht hat, wenn man bzw. frau quasi ohne die „Must Haves“ da steht. Doch diese Denkweise ist gefährlich. Dieses negative Mindset führt dazu, dass man diese negative Haltung ausstrahlt, was einen automatisch unattraktiv wirken lässt. Menschen, die gerne Schwächen von anderen Menschen aufspüren und ausnutzen, können gezielt diese Ängste aufgreifen und einen mental fertigmachen.

Fahrplan bis 40

Auch ich stelle mir die Frage, ob ich auf dem richtigen Weg bin und was ich im Leben eigentlich erreichen will. Diese Frage stelle ich mir allerdings nicht erst seit heute, sondern schon länger. Und sie zu beantworten, ist nicht einfach. Denn auch wenn manche Ideen cool klingen und nach außen sicherlich super wirken würden, ist nicht alles, was cool wirkt, auch wirklich so einfach umzusetzen. Um die Welt reisen und als Digitaler Nomade arbeiten? Klingt cool, aber wenn man sich mit den ganzen rechtlichen Aspekten herumschlagen muss und sich in der Ferne wieder einen neuen Freundeskreis aufbauen muss, der auch nur temporär von Bestand ist, wirkt die Idee auch nur auf den ersten Blick wirklich überzeugend. Neben der Lust auf Abenteuer gibt es eben noch andere Bedürfnisse, die befriedigt werden wollen, wie Geborgenheit und Sicherheit.

Dass Frauen mit zunehmendem Alter verwelken und Männer reifen, spiegelt meiner Meinung nach ein patriarchalisches Gesellschaftsbild wider. Frauen verlieren jeden Anspruch, sexy zu sein, nur weil ihre Fruchtbarkeit abnimmt, und oft sind es sogar Frauen, die dieses Bild bestätigen. Dabei habe ich nun schon genug Frauen kennengelernt, die sogar im höheren Alter, ab über 60, noch super attraktiv und aufgrund ihrer lebendigen Art erfrischend wirken und auch keine Scheu davor haben, sich sexy und auffällig zu kleiden. Ob ein Mann oder Frau jünger wirkt als er oder sie ist, hängt letztlich nicht vom Geschlecht, sondern vom eigenen Lebensstil, Ausstrahlung und zu einem Teil von den Genen ab.

Auch was den Beruf betrifft, sollte man sich von der Vorstellung lösen, dass man zu alt für etwas ist. Diejenigen, die einen aufgrund des Alters aussortieren, sind die im Kopf rückständigen Personalverantwortlichen. Aber um solch altmodischen Firmen sollte man sowieso einen großen Bogen machen. Gerade in den westlichen Gesellschaften werden Firmen immer mehr darauf angewiesen sein, auch Menschen im höheren Alter eine Chance zu geben, um aufgrund des Fachkräftemangels Lücken im Personal zu schließen.

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