Ägypten: Historische Wunder, modernes Chaos und Schnorcheln im Roten Meer

Kamele vor Pyramiden in Gizeh

Ägypten mit seinen Pyramiden stand schon lange auf meiner Bucket List der Länder, die ich auf jeden Fall mal besuchen will. Ich entschied mich relativ kurzfristig dafür, dorthin zu reisen, was auch dadurch begünstigt wurde, dass deutsche Staatsangehörige für Ägypten kein Visum vor der Reise beantragen müssen. Man füllt im Flugzeug ein Formular aus und entrichtet bei der Ankunft am Flughafen eine Gebühr (25 USD, Stand September 2023) und erhält dann ein On-Arrival-Visum.

Da ich allein die Reise buchte, entschied ich mich für eine Gruppenreise. Denn diese würde es mir ermöglichen, bequem und sicher möglichst viele Orte in kurzer Zeit zu sehen. Die Reise dauerte insgesamt zwei Wochen und wurde von der australischen Reisefirma Intrepid durchgeführt. Wie sich dann bei der Reise herausstellte, war ich auch die einzige Deutsche und Europäerin in der Reisegruppe, alle anderen Teilnehmer waren aus Australien.

Die Route führte von Kairo in die südlichste Großstadt Ägyptens, nach Assuan. Von dort ging es wieder nilaufwärts nach Luxor, dann ans Rote Meer nach Hurghada, danach ans Mittelmeer nach Alexandria und dann wieder zurück nach Kairo.

Highlight Nr. 1: Pyramiden von Gizeh

Die Pyramiden von Gizeh einmal live zu sehen, habe ich mir schon immer gewünscht. Mit ihrer unvorstellbar langen Geschichte, die eine Zeitspanne von über 4500 Jahren umfasst, üben die Pyramiden eine ungeheure Faszination aus und haben eine mysteriöse Aura. Selbst Historiker rätseln, wie es die Menschen damals geschafft haben, die Pyramiden ohne technische Hilfsmittel zu bauen. Die Pyramiden sind das einzig erhaltene Bauwerk der Sieben Weltwunder aus der Antike. Sie wurden damals im Auftrag der ägyptischen Herrscher, der Pharaonen, gebaut, um sie nach ihrem Tod darin bestatten zu lassen. Die Pyramiden von Gizeh befinden sich am Stadtrand von Kairo und sind in Kairo an manchen Stellen aus der Ferne zu sehen. Es sind drei Pyramiden, wobei die größte, die Cheops-Pyramide, wohl die bekannteste ist.

Wir machten uns früh morgens auf, um die Pyramiden zu besuchen. Anfang September ist das Wetter in Kairo noch immer heiß, zur Mittagszeit steigen die Temperaturen auf 40 Grad an. Deshalb ist es angenehmer, seine Aktivitäten früh morgens oder abends, nach Sonnenuntergang, durchzuführen. Die Pyramiden liegen relativ nah beieinander. Die Oberfläche der Pyramiden war nicht so glatt, wie ich es mir vorgestellt hatte, sondern zeigte die einzelnen aufeinandergeschichteten Felssteine auf.

Eine gute Möglichkeit, die Pyramiden mit guter Aussicht zu genießen, ist ein Kamelritt. Dazu musste ich mich jedoch erstmal überwinden, denn ich habe etwas Höhenangst. Doch ich wollte es auch mal erlebt haben und sobald ich mich auf das Kamel geschwungen hatte, ging es los und das Kamel erhob sich vom Grund. An manchen Stellen wurde es ziemlich wackelig und ich hatte schon etwas Bammel, runterzufliegen. Etwas Sicherheit gaben mir die Guides, die die Kamele vorne festhielten, sodass diese nicht ausbüchsen konnten.

Nach dem Kamelritt wollte ich mir noch eine Pyramide von innen anschauen. Ein enger und sehr niedriger Gang führt zuerst runter. Dafür muss man sich bücken. Unten angekommen, kommt man in eine enge Kammer. Doch eigentlich war dort nicht viel zu sehen. Interessant ist, dass die Wände dort aus Rosenquarz sind und deshalb wunderschön schimmern. Am Schluss besichtigten wir noch die bekannte Sphinx-Statue vor den Pyramiden.

Einen Besuch wert ist auch das Ägyptische Museum, wo sich bedeutende Kunstschätze aus der Pharaonen-Zeit und deren unterschiedlichen Epochen befinden. Dort sind neben den Pharaonen auch Figuren aus der ägyptischen Mythologie, so wie die sich im Widerstreit befindenden Figuren Seth, der das Chaos und Dunkle verkörpert, und Horus, der Licht und Ordnung symbolisiert.

Highlight Nr. 2: Flair aus dem 19. Jahrhundert: Reisen auf andere Art und historische Hotels

Die Reise enthielt auch abenteuerliche Erlebnisse, die ein bisschen den Charme aus früheren Zeiten hatten. So nahmen wir von Kairo einen Nachtzug nach Assuan. Die Reise dauerte rund 12 Stunden. Wir teilten uns die Kabinen zu zweit. Es gab dort zwei Stockbetten. Das laute Zischen und Läuten der Eisenbahn und die ruckelige Fahrt erinnerten an Eisenfahrten aus früheren Zeiten. Der Schaffner servierte das Abendessen. Dann wurde das Sitzmobiliar kurzerhand zu Betten umgeklappt. Am nächsten Morgen wurde dann das Frühstück gebracht, bevor wir in Assuan ankamen.

Ebenso spannend wie die Reise mit dem Nachtzug war die Fahrt mit der Feluke von Assuan aus. Eine Feluke ist ein kleines ein- oder zweimastiges Segelboot aus Holz. Man kann sich im Boot nur hinsetzen oder -legen. Der ganze Boden des Schiffs ist mit Matratzen ausgelegt. Aufgrund der Windverhältnisse musste unsere Feluke immer seitlich von einem Ufer zum anderen Ufer hin- und hertingeln. Im Bug des Bootes bereitete der Koch der Schiffscrew uns Speisen zu, die alle sehr lecker schmeckten. Nach zwei Tagen auf dem Nil kamen wir in der Nähe von Luxor an. Vom Ufer des Nils wurden wir nach Luxor gefahren.

In Luxor besichtigten wir weitere imposante Bauwerke aus der Pharaonen-Zeit wie den Luxor-Tempel. Eine Oase der Ruhe und Eleganz in Luxor ist der Winter Palace. Das zur Sofitel Gruppe gehörende Luxushotel ist im Kolonialstil des 19. Jahrhunderts gebaut und wurde 1907 eröffnet. Wie Fotos in der Lobby zeigen, waren dort schon viele berühmte Persönlichkeiten (wie der deutsche Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt) zu Gast. Auch wenn man Verbindungen zur Kolonialzeit heutzutage nicht romantisieren sollte, kann man den Winter Palace als historisches Zeugnis seiner Zeit ansehen. Bei einem Afternoon Tea nach britischer Art kann man die Eleganz des Ortes genießen. Im weitläufig angelegten Garten auf der hinteren Seite des Hotels kann man eine Auszeit vom hektischen Stadtleben nehmen.

Eine weitere Möglichkeit, Ägypten aus anderer Perspektive zu erleben, ist eine Heißluftballon-Fahrt. Wir unternahmen eine solche über dem Tal der Könige. Das Tal der Könige ist eine Nekropole mit unterschiedlichen Grabkammern der Pharaonen aus dem sogenannten Neuen Reich (ca. 1550 bis 1069 v. Chr.). Die Heißluftballon-Fahrt begann vor Sonnenaufgang. Dabei starteten viele bunte Heißluftballons, was eine super Kulisse für Fotos lieferte. Der Heißluftballon-Flug gab uns nicht nur einen hervorragenden Ausblick über das Tal der Könige, sondern auch auf Luxor und die weitere Umgebung.

Eine Atmosphäre aus alten Zeiten versprühte auch das Hotel Misr (wortwörtlich: Hotel Ägypten, denn Ägypten heißt bei den Ägyptern Misr) in Alexandria. Das in einem Hochhaus im Zentrum Alexandrias gelegene Hotel verfügt über Zimmer mit hohen Decken, schönem Parkettboden und Teppichen und Balkonen mit Blick über das Meer und die Stadt. Auch das Personal des Hotels war supernett und serviceorientiert.

Sehr schön fand ich auch den Khan Al-Khalili-Basar in Kairo. Hier war die Atmosphäre ebenso wie in früheren Zeiten. Man kann hier zum Beispiel Schmuck, Gewürze oder Einrichtungsgegenstände kaufen bzw. darum feilschen.

Highlight Nr. 3: Hurghada – Gechillte Atmosphäre und schöne Meereswelt

Eine willkommene Abwechslung zu den vielen Tempeln und dem Stadtleben war ein Abstecher an das Rote Meer nach Hurghada. Die Fahrt von Luxor nach Hurghada dauerte ungefähr 5 Stunden und führte durch eine Wüste mit eigener Schönheit. In Hurghada bezogen wir das Royal Star Beach Resort, eine große Hotelanlage direkt am Meer mit eigenem Pool. Unser Zimmer war modern ausgestattet und bat ausreichend Platz. Wir machten uns auf, um im Roten Meer zu schnorcheln. Auf einem Boot fuhren wir auf das Meer hinaus. Dabei wechselten auf dem Wasser dunkelblaue mit türkisfarbenen Tönen. Zuerst stoppten wir an einer Stelle, wo auch viele andere Boote Halt machten. Unter Wasser sah ich Korallen und ein paar bunte, schön gemusterte Fische. An einer anderen Stelle war das Wasser so flach, dass wir darin stehen konnten. Hier war das Wasser so klar, dass man von oben auf den Grund sehen konnte.

Low Lights

Neben den Highlights gibt es natürlich auch Dinge, die ich als störend empfand. So versuchen viele Leute einem ständig etwas anzudrehen, selbst an Orten, wo man es nicht erwartet. Auch fand ich es schade, dass in Ägypten überall noch Plastiktüten ausgehändigt werden. Anscheinend ist dort das Plastik-Problem noch nicht angekommen. Auch empfand ich den Straßenverkehr in Kairo, Luxor oder Alexandria als aggressiv und chaotisch, es wurde viel gehupt.

Fazit

Insgesamt hat es mir in Ägypten gut gefallen. Man kann dort mehrere Bedürfnisse befriedigen: man kann Städte und Orte mit vielen Kulturschätzen erleben, man kann einen Badeurlaub am Meer mit westlichem Flair haben und in die ägyptische und orientalische Kultur eintauchen. Insgesamt sind die Menschen freundlich. Allerdings ist das Klima die meiste Zeit des Jahres sehr heiß. Das Leben spielt sich deshalb hauptsächlich morgens und abends ab.

2 Kommentare zu “Ägypten: Historische Wunder, modernes Chaos und Schnorcheln im Roten Meer”

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