Phytoöstrogene: Weibliche Hormone in Lebensmitteln?

Sojabohnen enthalten einen hohen Anteil an Phytoöstrogenen.

Hormone steuern unser Leben. Diese in unserem Körper produzierten Botenstoffe wandern über unser Blut zu verschiedenen Zellen, die passgenaue Empfangsstellen für die Hormone, sogenannte Rezeptoren, haben. Durch die Hormone werden bestimmte Prozesse in Gang gesetzt, wie zum Beispiel Müdigkeit durch das Schlaf-Hormon Melatonin. Hormone funktionieren also nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Wie ich in meinem Artikel über Hormone bei Frauen dargelegt habe, schwankt die Konzentration der drei Geschlechtshormone Testosteron, Östrogen sowie Progesteron während unseres Zyklus und auch im Laufe des Lebens. So sinkt bei Frauen das Hormon Progesteron, das für eine entspannte Laune sorgt, schon ziemlich früh, ab circa Mitte 30, ab. Auch das als „Weiblichkeitshormon“ bekannte Östrogen sinkt mit zunehmendem Alter der Frau stetig ab.

Wusstest Du, dass auch Nahrung Stoffe enthalten kann, die der Struktur von Östrogen ähneln? Es handelt sich dabei um die sogenannten Phytoöstrogene. Es gibt drei Arten von Phytoöstrogenen: Isoflavone, Lignane und Coumestane.

Phytoöstrogene: Wirkung bei Frauen

Sind Phytoöstrogene ein sinnvoller Stoff, den Frauen zur Erhöhung ihres Östrogenspiegels gezielt nutzen sollten? Gerade in den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel stark ab, sodass Frauen hier auf natürlichem Wege entgegensteuern könnten. In Asien sind Wechseljahresbeschwerden weniger stark ausgeprägt als in den westlichen Ländern. Östrogene sorgen außerdem dafür, dass unsere Knochen stabil bleiben. Verringert sich der Östrogengehalt im Körper, kann dies auch zu Osteoporose führen. Außerdem wird mangelndes Östrogen auch mit einer erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht.

Doch die Forschung ist sich bei der Wirkung von Phytoöstrogenen nicht einig. So wurde bisher festgestellt, dass Phytoöstrogene die Östrogenrezeptoren im Körper aktivieren – oder auch blockieren können. Wenn die Wirkung des körpereigenen Östrogens nachgeahmt wird, fällt die Wirkung viel schwächer, etwa 0,1 Prozent des körpereigenen Östrogens, aus.

Phytoöstrogene in Lebensmitteln

Die Phytoöstrogenart Isoflavone ist zum Beispiel in Soja enthalten. Durch die Fermentation, wie es bei Soja bei der Zubereitung von Tempeh oder Miso geschieht, steigt die Konzentration und Bioverfügbarkeit des Phytohormons. Doch auch europäische Pflanzen enthalten Phytoöstrogene. Leinsamen, Getreide wie Hopfen oder Gerste, Hülsenfrüchte (Erbsen, Linsen, Bohnen, Kirchererbsen), Kerne oder Walnüsse enthalten das Phytoöstrogen Lignane.

Phytoöstrogenhaltige Nahrung:

  • Sojabohnen (enthalten höchste Konzentration an Isoflavonen), fermentierte Sojaprodukte wie Tempeh oder Miso
  • Leinsamen
  • Getreide: Hopfen, Gerste, Roggen
  • Hülsenfrüchte: Erbsen, Linsen, Bohnen, Kichererbsen
  • Nüsse
  • Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne
  • Verschiedene Gemüsesorten: Blumenkohl, Brokkoli und Rosenkohl
  • Verschiedene Obstsorten: Beeren, Datteln, Aprikosen (vor allem bei getrockneten Früchten ist der Anteil hoch)

Phytoöstrogene: Top oder flop?

Da der positive Effekt von Phytoöstrogenen auf den Östrogenspiegel und den Körper der Frau bisher wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden konnte, ist ein gezielter Verzehr von Lebensmitteln mit einem hohen Gehalt an Phytoöstrogenen wenig sinnvoll. Es gilt jedoch als gesichert, dass Europäerinnen im Gegensatz zu Asiatinnen ein Enzym zum Abbau der Isoflavone fehlt. Ganz abzuraten ist von Nahrungsergänzungsmitteln, da der Körper die isolierten Stoffe noch schwieriger verwerten kann. Allerdings enthalten die genannten Lebensmittel mit Phytoöstrogenen wie Soja oder Hülsenfrüchte auch viele andere gesunde Stoffe wie Eiweiß oder Ballaststoffe, sodass sie auf dem Speiseplan nicht fehlen sollten.

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