Spanien ist ein landschaftlich und kulturell sehr diverses Land. Bei mehrtägigen Trips nach Mallorca und an die spanische Ostküste – von Valencia bis Barcelona – lernte ich viele Facetten des Landes kennen. Sowohl Mallorca als auch Ostspanien haben für Reisende viel zu bieten.
Mallorca: besser als sein Ruf
Wenn man noch nie in „Malle“ war, verbindet man mit der Baleareninsel eher ein proletenhaftes Image. Bilder aus den Medien von besoffenen Deutschen, die am Ballermann Sangria aus Eimern mit dem Strohhalm saufen, sind einem im Bewusstsein hängen geblieben. Jedoch versucht die mallorquinische Regierung schon seit Jahren, dieses Schmuddelimage loszuwerden und kultiviertere Touristen anzuziehen.
Als ich in Palma landete und die Stadt zu Fuß erkundete, war ich positiv überrascht. Palma ist die Hauptstadt der Balearen und hat rund 400.000 Einwohner. Trotz ihrer Größe hat die Stadt einen gemütlichen Charakter. In der Altstadt mit ihren engen Gassen reihen sich kleine individuelle Läden an gemütliche Bistros und Restaurants. Manche Läden bieten lokale Produkte wie Olivenöl, Schinken oder Käse zum Verkosten an. Einige Gassen führen zu versteckten Plätzen, wo Orangen- oder Zitronenbäume wachsen und man auf Bänken im Schatten Rast machen kann.
Shoppen, Dinieren und Kunst bestaunen in Palma
Nicht nur Shopaholics und Gourmets kommen voll auf ihre Kosten, sondern auch kulturell Interessierte. Ein guter Startpunkt für die kulturelle Erkundung der Stadt ist die Kathedrale de Santa Maria, im Volksmund „La Seu“ genannt. Die Kirche liegt thronend auf einer Anhöhe mit Blick auf das Meer. Die imposante Kathedrale wurde im gotischen Stil erbaut und verfügt über das größte Rosettenfenster der Welt. Der Grundstein für die Kirche wurde von den Königen von Aragon als Symbol für den Sieg des Christentums über den Islam gelegt. Denn Palma war Jahrhunderte lang von den Arabern beherrscht worden und an dem Platz der Kathedrale hatte davor eine Moschee gestanden. Verbliebene Spuren der maurischen Herrschaft kann man beispielsweise in den Ruinen der arabischen Bäder unweit der Kathedrale erkunden.
Auch Freunde der Kunst werden in Palma fündig: etwas außerhalb vom Zentrum befindet sich beispielsweise das Kulturzentrum Fundació Pilar i Joan Miró a Mallorca, das vom surrealistischen Maler Joan Miró gegründet wurde. Miró lebte in seinen späteren Jahren bis zu seinem Tod auf der Insel. Im Kulturzentrum kann man seine Werkstatt und zahlreiche seiner Kunstwerke besichtigen.
Schließlich wollte ich auch den berühmt-berüchtigten Ballermann sehen und nahm den Bus Richtung S`Arenal. Dort befindet sich ein kilometerlanger Strand mit Boulevard, wovon der Ballermann – übrigens eine Verballhornung des spanischen Worts „Balneario“, was Bad bedeutet – einen Abschnitt bildet. Da ich im April, also außerhalb der Hauptsaison, da war, war der Strand menschenleer und wunderbar sauber. Das türkisfarbene Meer glitzerte in der Frühlingssonne.
Roadtrip in Ostspanien: Von Valencia bis nach Barcelona
Weitaus mehr von Spanien sah ich bei unserem Herbst-Roadtrip entlang der spanischen Ostküste. Startpunkt war Valencia, die drittgrößte Stadt des Landes. Obwohl es schon Mitte Oktober war, herrschten in Valencia noch warme Temperaturen von fast 30 Grad Celsius vor, sodass ich nach der Ankunft mit dem Flieger am Flughafen von Valencia mich erstmal meiner warmen Klamotten entledigte.
Das Zentrum von Valencia kann man gut zu Fuß erkunden. Ein guter Startpunkt ist der Plaça de la Mare de Déu. Der Platz mit dem beliebten Fotomotiv Fuente del Turia, dem „Brunnen von Turia“, befindet sich in der Altstadt und eröffnet den Blick auf einige der vielen historischen Kirchen Valencias, die einen ins Mittelalter zurückversetzen. Historische Gebäude, die man sich unbedingt von innen anschauen sollte, sind die Markthalle („Merkat Central“) und die Seidenbörse („Llotja de la Seda“). Das rege Treiben in der Markthalle ist typisch für das Stadtleben in Spanien und wo, wenn nicht hier, kann man frische Kost aus der Region zu günstigen Preisen erhalten? Die Seidenbörse mit den prächtigen Innenräumen deutet von der ehemals hohen wirtschaftlichen Stellung Valencias und ihrer Seidenproduktion.
Ein Wahrzeichen moderner Architektur ist die Ciutat de les Arts i les Ciències, ein Ensemble von futuristischen Gebäuden, das das größte Aquarium Europas beherbergt. Die etwas außerhalb gelegene Ciutat kann man bequem zu Fuß durch den Turia-Park („Jardín del Turia“) erreichen. Obwohl Valencia am Meer liegt, spielt der maritime Lebensstil in der Stadt keine bedeutende Rolle. Die Valencianer sehen sich als Stadt „mit dem Rücken zum Meer“, was man auch daran merkt, dass die Innenstadt nicht direkt am Meer liegt.
Nichtsdestotrotz wollte ich mir das Baden im Meer nicht entgehen lassen. Ein Strand, der besonders schön war, war der Playa El Saler. Umgeben vom Naturpark Albufera wirkte der Strand besonders natürlich und ruhig, wobei letzteres wohl auch auf unseren Aufenthalt außerhalb der Hauptsaison zurückzuführen ist.
Sehr sehenswert in der Region Valencia war das Städtchen Xàtiva. Wir fuhren relativ spontan hin, obwohl der Ort nicht auf unserer Route lag. Die Fahrt hatte sich aber gelohnt. Die Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen und den historischen Bauten versprühte in der lauen Nacht ein südländisches Flair. Über dem Städtchen thront auf einem Berg eine in der Dunkelheit eindrucksvoll beleuchtete Burg. Obwohl es später am Abend war, konnten wir den Tag noch gemütlich mit Tapas und Rotwein ausklingen lassen.
Am nächsten Tag ging es von Valencia aus Richtung Norden zu unserem nächsten Ziel: Peñíscola. Dabei fuhren wir durch den Naturpark Desert de les Palmes. Die Fahrt ging über einen kurvigen Bergpass, der einen wunderbaren Ausblick auf die grüne Berglandschaft und das Meer eröffnete. Eine Ruine mitten in der offenen Landschaft weist auf die Spuren menschlicher Zivilisation in der abgelegenen Gegend hin. Dabei handelt es sich um ein ehemaliges Kloster der Karmeliter.
Peñíscola war mein persönliches Highlight auf unserem Roadtrip. Im Oktober herrscht dort „Winterschlaf“: Die Hotels sind unterbelegt und die Strände ruhig. Die Altstadt liegt auf einem Felsen, die von einer Stadtmauer umgeben ist. Dort befindet sich eine Festung, die vom Templerorden im Mittelalter erbaut wurde. Ein Leuchtturm in der Festung gibt den Seeleuten nachts Orientierung. Die auf Terrassen angeordneten Häuschen mit ihren Balkonböden aus Mosaikstein wirken sehr malerisch. Besonders pittoresk war dort ein Haus, dessen Fassade aus weißen Muscheln besteht.
Am vorletzten Tag unseres Spanien-Roadtrips fuhren wir zu unserem Endziel, Barcelona. Auf dem Weg machten wir Halt am Ebrodelta und in der antiken Stadt Tarragona. Das Ebrodelta ist in Spanien für seinen Reisanbau und das Vogelschutzgebiet bekannt. Der Strand ist dort nahezu unberührt. Tarragona beeindruckte durch die Ruinen aus der Antike, wie das Amphitheater. Die Hauptstraße mit Geschäften und Restaurants, die Rambla Nova, führt zum Meer. Am Ende der Rambla Nova hält ein Geländer einen davon ab, ins Meer zu fallen. Das Berühren dieses Geländers des „Balkon zum Meer“ genannten Platzes soll einem Glück bringen 😉 Tarragona liegt in der Region Katalonien. Dort sind die Unabhängigkeitsbestrebungen der Katalonier deutlich wahrzunehmen. Als wir dort waren, waren überall an den Fenstern die Flaggen Kataloniens mit den gelben und roten Längsstreifen angebracht.
Am letzten Tag hatten wir noch ein paar Stunden in Barcelona übrig, die wir auf der Ramblas verbrachten. Die Imposanz dieser Metropole wurde uns hier durch den Kontrast mit den anderen Städten, die wir gesehen hatten, bewusst.
Alles in allem kann ich sagen, dass sowohl Mallorca als auch die spanische Ostküste ihren Reiz hatten. Mallorca ist als Insel natürlich wesentlich kompakter als das spanische Festland. Aber auch an der spanischen Ostküste hatte jeder Ort seinen eigenen individuellen Charme.