Das Buch „Am Arsch vorbei geht auch ein Weg“ von Alexandra Reinwarth ist ein Bestseller der Sachliteratur in Deutschland. Es stellt sowas wie ein Anti-Motivationsbuch dar. Auch ich habe mir das Buch mit dem amüsanten Titel zu Gemüte geführt. Es beinhaltet einen locker geschriebenen Erfahrungsbericht der Autorin, wie sie aufgehört hat, ihr Leben nach fremden Vorstellungen und stattdessen nach ihren eigenen Wünschen zu führen. So hat sie beispielsweise den Kontakt zu nervigen Freundinnen gekappt oder ist ohne Schminke bei ihrer Arbeit im Büro erschienen. Das Fazit des Buches ist: Tu, was Dir selbst gefällt und nicht den anderen! Wenn Dir etwas keinen Spaß bringt, dann lass es sein. Auch wenn ich der Autorin darin Recht gebe, dass man im Leben Prioritäten setzen und schauen sollte, wem oder was man seine knappe Zeit und Aufmerksamkeit schenkt, stimme ich mit der generellen Botschaft des Buches nicht überein. Nämlich, dass man nicht versuchen sollte, sich zu verbessern – auch wenn es vielleicht nicht ohne Mühe und Schmerz geht – und die beste Version von einem selbst zu werden.
Der Optimierungswahn hat überhandgenommen
Klar, es ist schwer, sich dem gesellschaftlichen Druck zur Selbstoptimierung zu entziehen. Jeder will reich und schön sein, oder zumindest den Eindruck davon vermitteln. Schönheitsoperationen boomen und viele Leute sind im Fitnessstudio angemeldet, um ihren Körper schlank und straff zu halten. Doch wenn jeder einem normierten Schönheitsideal entsprechen will und jeder danach strebt, vermögend zu sein, wo bleibt dann da die Individualität?
Eigene Werte definieren
Zum einen sollte jeder erstmal für sich definieren, was er oder sie als schön empfindet. Nicht jede Frau ist wie ein Model gebaut. Ist es nicht schöner, weibliche Rundungen zu zeigen, wenn man diese von Natur aus hat? Und ist es nicht langweilig, immer nach den aktuellen Modetrends eingekleidet zu sein?
Was heißt schon Karriere? Nicht jeder ist zur Führungskraft geboren. Meist geht eine höhere Position in einem Unternehmen mit mehr Verantwortung und weniger Freizeit einher. Und manch einer fühlt sich in einem großen Konzern eher wie ein kleines unbedeutendes Rädchen im Getriebe. Es kann auch erstrebenswert sein, in einem kleineren Unternehmen zu arbeiten, in dem man Teil eines familiären Teams ist, die Unternehmensstrukturen noch überblicken und die Arbeitsprozesse mitgestalten kann. Wenn man alternativ das Risiko der Selbstständigkeit eingeht, hat man es geschafft, sich zum eigenen Chef aufzuschwingen und selbst ein Unternehmen aktiv aufzubauen. Es gibt also kein Richtig oder Falsch.
Sich in seiner eigenen Haut wohlfühlen
Für welchen Weg man sich auch immer entschieden hat: Man sollte sich in seiner eigenen Haut wohlfühlen und für seine Ziele kämpfen. Die Erreichung eines Ziels fühlt sich noch besser an, wenn man dafür Arbeit in Kauf genommen hat. So kann man zurückblicken und sagen, dass man danach gestrebt hat, die beste Version von einem selbst zu werden. Wenn man seine Komfortzone verlassen und ein Ziel erreicht hat, will man meistens noch mehr erreichen und setzt sich neue Ziele. Ein Leben im Einklang mit den eigenen Werten und Vorstellungen fühlt sich stimmig an. Am Arsch vorbei sollten einem die eigenen Ziele also nicht gehen.