Ja, richtig gelesen. Unsere Augen haben Muskeln. Insgesamt sechs Augenmuskeln, vier gerade und zwei schräge, sorgen dafür, dass unsere Augenäpfel sich bewegen können. Beim Sehen im Nahbereich spannen wir unsere Augenmuskeln an, beim Sehen in die Ferne entspannen die Muskeln.
Der Sehsinn ist wohl der wichtigste unserer Sinne, denn durch ihn nehmen wir die Außenwelt primär wahr und können uns dadurch in ihr orientieren. Die hohe Bedeutung des Sehens spiegelt sich auch in unserem Wortschatz wider: man denke an Ausdrücke wie „etwas durchschauen“ im Sinne von begreifen oder „eine Vision haben“ (aus dem Lateinischen von „visio“=Sehen) für eine Vorstellung von der Zukunft haben.
Wir behandeln unsere Augen stiefmütterlich
Trotzdem behandeln wir unsere Augen stiefmütterlich. Denn heutzutage sind wir nicht mehr elementar auf sie angewiesen. Während früher ein funktionierender Sehsinn entscheidend dafür war, um in einer rauen Umwelt überleben zu können, müssen wir heute nicht mehr befürchten, zu verhungern oder von Feinden angegriffen zu werden, wenn die Augen schwach sind. Der Einzug des Computers in unser Leben und die weitere Ausbreitung davon durch Tablet und Smartphone hat zu einer starken Beanspruchung der Augen im Nahbereich und damit zu einer zunehmend verschlechterten Sehfähigkeit in der Bevölkerung geführt. Schon heute benötigt 67 Prozent der deutschen Bevölkerung eine Sehhilfe, Tendenz steigend. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnte bis 2050 rund die Hälfte der Weltbevölkerung allein schon an Kurzsichtigkeit leiden.
Die Theorie, dass man durch Sehübungen gezielt einer weiteren Verschlechterung der Sehkraft entgegenwirken kann, ist jedoch nicht ganz neu. Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts stellte der amerikanische Arzt Dr. William H. Bates die These auf, dass man Sehbeeinträchtigungen durch gezielte Augenübungen beheben kann. Bates Ansichten wurde jedoch von anderen Ärzten jener Zeit offiziell abgelehnt. 1920 veröffentlichte Bates seine Erkenntnisse in seinem Buch „Perfect Sight without Glasses“. In Großbritannien haben sich die Anweisungen Bates („The Bates Method“) mittlerweile etabliert.
Dein Augen-Fitnessprogramm – 10 Minuten am Tag reichen
Heute existieren mehrere Werke mit Augenübungen zur Stärkung des Sehvermögens. In den folgenden vier Wochen möchte ich in einem Selbstexperiment testen, ob an dieser Theorie etwas dran ist. Ich selbst bin auf beiden Augen mit minus 2 Dioptrien leicht kurzsichtig. Ich trage meine Brille jedoch nur, wenn es dringend nötig ist, wie beim Autofahren. Mein Ziel ist es also, meine Augenmuskeln eher zu entspannen, da ich ja den Blick in die Ferne verbessern will 😉
Augenübung gegen Kurzsichtigkeit:
Schließe die Augen und halte sie 10 Sekunden fest geschlossen. Öffne die Augen und blicke 10 Sekunden nach oben – ohne den Kopf zu bewegen. Augen schließen und wieder 10 Sek. geschlossen halten. Augen öffnen und 10 Sek. nach unten blicken. Halte nun deine Augen wieder 10 Sek. geschlossen. Öffne die Augen und blicke nun 10 Sek. nach rechts. Jetzt wieder Augen für 10 Sek. schließen. Öffne die Augen und blicke für 10 Sek. nach links. Wiederhole diese Übungseinheit 3x
Augenübung für beweglichere Augen: Schielübung
Halte einen Arm ausgestreckt vor dir aus und strecke den Daumen nach oben. Fixiere nun den Daumen mit beiden Augen. Führe den Daumen Richtung Nase. Halte auf halber Strecke und pausiere kurz. Führe nun den Daumen weiter Richtung Nase und berühre deine Nase damit. Halte deine Augen bis zum Schluss darauf fixiert. 3x wiederholen
Variation dieser Übung: Halte einen Arm ausgestreckt und halte den Daumen hoch. Fixiere deinen Blick auf den Daumen. Führe nun deinen ausgestreckten Arm nach rechts zur Seite, um 90 Grad. Folge bei dieser Bewegung mit deinem Blick immer dem Daumen. Führe den Arm nun wieder zurück nach vorne. Führe den Arm nach links zur Seite, um 90 Grad. Halte den Blick wieder auf den Daumen fixiert. 3x wiederholen
Übung zur Trainierung aller Augenmuskeln: male mit einem Finger Muster in die Luft (zum Beispiel einen Kreis oder eine Acht) und folge den Bewegungen mit deinen Augen
Übung zur Scharfstellung (Wechsel von Nah- zu Fernsicht) der Augen: schau dir ein Bild oder Kalender an der Wand mit etwas Abstand dazu an. Halte nun eine Hand 30 bis 40 Zentimeter vom Gesicht entfernt. Fixiere deine ausgestreckte Hand 3 Sekunden mit deinen Augen. Wechsle nun zur Ansicht des Kalenders/Bilds. Verweile hier ebenso 3 Sekunden. Schau nun wieder für 3 Sekunden auf deine Hand. Wiederhole dies ca. 20x
Übung gegen müde Augen: wenn wir zu lange auf etwas blicken, wie auf den Computerbildschirm, vergessen wir oft zu blinzeln. Blinzele bewusst oder simuliere das Gähnen, um die Produktion von Augenflüssigkeit anzuregen. Tränen wirken wie ein Energydrink auf die Augen 😉
Übung zum besseren Kontrast-Sehen: wenn es dunkel ist, werden beim Sehen die Stäbchenzellen am Rande der Netzhaut (im Gegenzug zu den lichtempfindlichen Zapfen für das Sehen bei Tageslicht) beansprucht. Das Kontrast-Sehen kann man wie folgt üben: schaue mit geschlossenen Augen eine halbe Minute in die Sonne, halte nun deine Augen mit deinen Händen bedeckt – dadurch weiten sich deine Pupillen – wieder für eine halbe Minute. Wiederhole dies 5x
Übungen gegen Weitsichtigkeit: Fokus-Übung
Ab ca. 40 Jahren gesellt sich bei vielen Leuten noch die Weitsichtigkeit als altersbedingte Sehschwäche zu den Augenleiden hinzu. Zur Vorbeugung der selbigen, kannst du folgende Übung praktizieren: Fixiere mit deinen Augen ein Wort in einem Buch für 3 Sekunden. Schließe nun deine Augen für 3 Sekunden. Wiederhole dies 10x
Übung, die man gut im Alltag integrieren kann: wenn wir auf dem Weg zur Arbeit sind, können wir zum Beispiel den Blick in die Ferne schweifen lassen, anstatt gebannt auf das Smartphone zu starren.
Weitere Faktoren für das scharfe Sehen
Der japanische Augenarzt Dr. Kazuhiro Nakagawa geht in seinem Buch „Augen-Yoga“ auf weitere Aspekte des Sehens ein. Zum Beispiel beleuchtet er den Zusammenhang von Gedächtnis und Gehirn. Seiner Ansicht nach spielt das Gehirn die wichtigste Rolle beim Sehen. Deswegen sollten wir es genauso wie die Augen durch Training, in Form von Gedächtnistraining, fit halten.
Außerdem sollten wir unseren Geist jung und flexibel halten, durch visualisierte Träume und Zielsetzungen und Neugier auf die Welt da draußen („die Energie folgt der Aufmerksamkeit“). Auch eine positive Einstellung gegenüber der Wirksamkeit der Augenübungen begünstigt den Erfolg der selbigen.
Die Psyche kann ebenso Wirkung auf die Sehkraft haben: wenn man mit den Augen ein traumatisches Erlebnis wahrgenommen hat, kann es sein, dass die Psyche dann die Augen unbewusst „abschirmt“, also auf den Nahbereich einschränkt. In diesem Fall sollte man die Ursache herausfinden und die mit dem traumatischen Ereignis verbundenen Gefühle loslassen.
Schließlich sollten wir bei der Computerarbeit auf eine gerade Sitzhaltung achten, damit der Hals und Kopf optimal durchblutet werden. Zur Lockerung der Schultern und des Halses sollten wir täglich noch Übungen wie Schulterkreisen oder das Neigen des Kopfes auf die linke und rechte Seite für ein paar Sekunden einbauen.
Auch durch die Ernährung und eine gesunde Lebensweise können wir unsere Augen unterstützen: Rauchen ist schädlich für die Augen. Mit viel Zucker in der Ernährung tun wir unseren Augen keinen Gefallen. Nahrungsmittel wie Karotten oder Blaubeeren stärken wiederum die Sehkraft.
Mein Fazit nach vier Wochen regelmäßigem Sehtraining: Meine Sehkraft hat sich bisher nicht substanziell verbessert. Trotzdem will ich nicht so einfach aufgeben, denn ich bin überzeugt, dass wir unsere Augen durch die Augenübungen und bewusstes Sehen in die Ferne entspannen und somit die Sehfähigkeit wenn nicht verbessern, so doch deren Verschlechterung aufhalten können.
Bildquelle: Lukáš Dlutko bei Pexels
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